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Meine Geschichte

Angefangen im pädagogischen/sozialen Bereich zu arbeiten habe ich schon ein wenig während meiner eigenen Schulzeit. In der Grundschule, an der meine Mutter gearbeitet hat, habe ich das Mittagessen begleitet und Nachhilfe gegeben. Nach dem Abi, das ich trotz erheblicher schulischer und persönlicher Schwierigkeiten, einem Schulwechsel und einer wiederholten Klasse geschafft habe, habe ich Literaturwissenschaften studiert. Mein größtes Interesse waren immer Sprachen und Bücher. Neben der Uni habe ich weiter mit Kindern gearbeitet, vor allem in der ambulanten Familienhilfe der Lebenshilfe, wo ich nachmittags und in den Ferien Kinder und Jugendliche mit Behinderungen betreut habe. Dort habe ich das autistische Mädchen Samira kennengelernt, das im Grunde alles verändert hat. Es war in den Osterferien 2012, was ich noch genau weiß, weil sie noch heute sagt: „Lebenshilfe Osterferien 2012 in Palmengarten Hannah Gehr hatte hellbraune Nagellack“ Ja, Nagellack war ihr Thema und ich hieß mit Nachnamen noch Gehr 🙂

Samira und ich verstanden uns unglaublich gut, sie war wahnsinnig witzig und liebenswürdig und ich erinnere mich an eine U-Bahnfahrt, in der sie ihren Kopf an meine Schulter legte und ich dachte „Wow wie wichtig können einem eigene Kinder sein, wenn mir dieses Mädchen schon so wichtig ist?“ Ich war damals 22 und habe in diesem Moment beschlossen, dass ich nur noch mit Kindern arbeiten möchte.

Ihre Mutter war zu dem Zeitpunkt auf der Suche nach einer Schulbegleitung für Samira, weil sie im Sommer in die weiterführende Schule wechselte und ihre bisherige Begleitung diesen Stundenumfang nicht abdecken konnte. Ich habe also mein Literaturstudium im 5. Semester abgebrochen und habe ein Jahr als Samiras Schulbegleitung gearbeitet. Diese Arbeit stellte sich als eine unglaubliche Herausforderung dar, da Samira erhebliche Schwierigkeiten dabei hatte, ihre Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken und deshalb immer wieder ihren Körper als Kommunikationsmittel nutzen musste, um verstanden zu werden.

Die Beziehung wurde immer schwieriger und dazu kamen die verschiedenen Ansprechpartner:innen, meine Teamleitung beim Träger, die Lehrerinnen, ihre Eltern und ich war mit der Situation und dem Druck ziemlich überfordert. Ich habe mich häufig ganz allein verantwortlich und gleichzeitig sehr allein gefühlt – Von keiner Seite hatte ich wirkliche Unterstützung. Da von Anfang an klar war, dass ich sie nur ein Schuljahr begleiten würde, schrieb ich mich zum nächsten Semester für Erziehungswissenschaften/Pädagogik ein (für soziale Arbeit war mein Abi zu schlecht), arbeitete nebenher in der Jugendhilfe an der Schule und in Jugendclubs und beendete das Studium dann mit dem Bachelor. Zunächst wollte ich nach dem Studium nochmal als Schulbegleitung arbeiten, also bewarb ich mich wieder bei dem Träger, bei dem ich damals Samira begleitet habe. Dort saß mir dann allerdings die Abteilungsleitung gegenüber und bot mir eine Stelle als Teamleitung an. Einen Job im Büro habe ich mir natürlich nicht ausgemalt, aber ich dachte: Eine Leitungsfunktion direkt nach dem Studium, das macht sich im Lebenslauf natürlich gut – Ein Gedanke den ich danach nie wieder hatte 😀

Ich nahm mir vom ersten Tag in dieser Tätigkeit vor, immer für mein Team da zu sein und sie in allen Situationen bedingungslos zu unterstützen, so wie ich es mir damals gewünscht hätte und ich glaube das ist mir auch ganz gut gelungen. Mit einigen ehemaligen Teammitgliedern habe ich heute noch tollen Kontakt. Na ja es stellte sich dabei heraus, dass auch für mein Team der Umgang mit herauforderndem Verhalten die größte Schwierigkeit im Arbeitsalltag war. Ich wollte mir gerne selbst mehr Handwerkszeug aneignen, um sie dabei zu unterstützen und so durfte ich über den Arbeitgeber berufsbegleitend die Ausbildung zur Deeskalationstrainerin beim Institut ProDeMa machen – Die Ausbildung, die wiederum alles veränderte.

Das Konzept, das im Wesentlichen auf der Gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg und dem Spiegeln nach Carl Rogers aufbaut, faszinierte mich so sehr und ich erkannte, dass das der Weg ist, den ich unterstützen möchte. Vielleicht lag es an meiner Begeisterung, dass mich unser Ausbilder beim letzten Block der Ausbildung ansprach und fragte, ob ich die Deeskalationstrainings nicht nur bei meinem Träger, sondern auch für das Institut geben möchte – Und genau das mache ich seitdem.

Ich bin also seit 2018 in den verschiedensten Einrichtungen unterwegs und gebe Deeskalationstrainings für den Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen und habe unglaublich viel Spaß daran. Mit der Zeit beobachtete ich in den Teams allerdings, dass es häufig sehr viele Baustellen gibt, die eine wertschätzende und lösungsorientierte Zusammenarbeit und damit auch eine einfühlsame und bedürfnisorientierte pädagogische Arbeit verhindern.

Da mir Fortbildungen und Trainings bis dahin so viel Spaß gemacht haben, kündigte ich meine Teamleitungsstelle (was auch daran lag, dass die Arbeit an den Schulen so gar nicht meinen Vorstellungen von „guter“ pädagogischer Arbeit entsprach), studierte Psychologische Beratung/Coaching und machte mich 2019 als Referentin und pädagogische und psychologische Beraterin selbstständig. Dazu kam ein Angebot als Autorin für eine pädagogische Fernakademie zu arbeiten und eine freiberufliche Dozentinnentätigkeit an einer Hochschule, so dass ich nur noch die Arbeit machen konnte, mit der ich mich wirklich identifizieren kann.

Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit an uns selbst, an unserer Haltung, unserer Überzeugung und unserer Art mit Herausforderungen umzugehen absolut entscheidend dafür ist, ob es uns gut geht und wie wir die Menschen um uns herum behandeln.

Aus diesem Grund sind die Schwerpunkte in meinen Fortbildungen, Trainings und Beratungen vor allem alle Themen rund um Haltung, Kommunikation und Selbstfürsorge. Insbesondere die Gewaltfreie Kommunikation macht einen großen Teil meiner Arbeit aus, weil ich selbst erleben durfte, wie sie das Leben und unsere (Arbeits-) Beziehungen verändern kann.

Da ich so für diese Inhalte brenne und sie am liebsten in die Welt hinaus schreien würde, habe ich außerdem einen Newsletter ins Leben gerufen, der jede Woche vollkommen kostenfreie Impulse für pädagogische Fachkräfte und Menschen, die Sicherheit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen gewinnen möchten, bietet. In den nächsten Monaten geht es da vor allem um die Gewaltfreie Kommunikation und es erfüllt mich mit so viel Freude und Dankbarkeit, dieses Thema mit so tollen und motivierten Menschen zu teilen. Generell sind die durch Fortbildungen und Beratungen entstandenen Kontakte mit Fachkräften und die Einsicht in deren unglaublich tolle Arbeit ein absolutes Geschenk für mich und die Bestätigung, dass meine Arbeit einen Mehrwert für sie hat 🙂

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