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Nicht vor den Kindern?

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen der Kommunikation mit Kindern und der Kommunikation im Team?

Vor einigen Tagen habe ich eine Infoveranstaltung für mein kommendes Online-Seminar „Kommunikation mit Kindern“ gehalten und hatte ein sehr interessantes Gespräch mit einer Interessentin.

Zu Beginn habe ich mich vorgestellt und vor allem erzählt, wie es dazu gekommen ist, dass ich mich mit dem Thema Kommunikation beschäftige. Ich habe über die Auswirkungen unserer Kommunikation gesprochen und habe Beispiele genannt, welche Wirkung unsere Aussagen auf die Kinder und Jugendlichen hat.

Es ging um die kleinen täglichen Verletzungen, die durch unbewusste Kommunikation im Alltag verursacht werden können und dann viel so ein Satz wie „Sie kennen das doch auch, wenn Sie von manchen Aussagen so wahnsinnig getroffen werden, obwohl das vielleicht gar nicht die Absicht des Senders oder der Senderin war.“

Eine Teilnehmerin fühlte sich sofort abgeholt, meldete sich zu Wort und erzählte von einer Kollegin in ihrer Kita, die sie häufig in der Arbeit mit den Kindern „störte“, sie unterbrach und den Kindern vor allem gegenteilige Anweisungen gab, als sie selbst es einen kurzen Moment vorher getan hatte.

Sie fragte mich, was ich ihr raten würde, wie sie mit der Situation umgehen solle. Meine Empfehlung war zunächst einmal zu schauen, warum sie von den Aussagen der Kollegin so stark getroffen wird und warum die Worte eine so große Wirkung auf sie haben, dass sie das Bedürfnis verspürt, uns gerade davon zu erzählen.

Welcher Teil von ihr wird dabei verletzt? Woher kommt das? Was haben die Aussagen mit ihr persönlich zu tun?

Weiterhin riet ich ihr, das Gespräch mit der Kollegin zu suchen und gab ihr ein paar Tipps, wie sie in ein solches Gespräch einsteigen könne, um konstruktiv mit der Kollegin zu sprechen, ohne eine Eskalation hervorzurufen.

Die Teilnehmerin fand unser Gespräch sehr interessant und fragte dann, ob sich das Seminar eher auf die Kommunikation zwischen Fachkräften und Kindern fokussieren würde, oder ob es um die Kommunikation im Team gehen solle.

Da der Titel „Kommunikation mit Kindern“ lautet, sollte meine Antwort darauf eigentlich klar sein, aber dennoch hatte ich mich ja gerade einige Minuten mit der Teilnehmerin und ihrer Situation mit ihrer Kollegin beschäftigt.

Meine Antwort war also: Die beiden Dinge kann man nicht so einfach voneinander trennen.

Je jünger die Kinder sind, desto mehr lernen sie durch Nachahmen, das ist bekannt. Wie wir also im Team unter den Kolleg*innen miteinander sprechen, hat einen genau so großen Einfluss auf die Kinder, wie die Worte, die wir direkt an sie richten.

Was können die Kinder also aus der Situation lernen, wenn sich zwei Kolleginnen uneinig darüber sind, ob das Kind nun seine Jacke anziehen soll oder nicht?

Es gibt kaum ein ungünstigeres Szenario, als dass beide Kolleginnen ihre Meinung sagen, eine vielleicht gekränkt reagiert und die andere besonders dominant ist und dann einfach entscheidet, dass das Kind die Jacke nun anziehen soll, ohne dass ein weiteres Wort darüber verloren wird.

Viel wirksamer ist es, wenn die Kolleginnen offen vor dem Kind zugeben können, dass sie sich an dieser Stelle nicht einig sind und dass Meinungsverschiedenheiten auch unter Erwachsenen mal vorkommen können. Es geht dann darum, konstruktiv mit der Situation umzugehen, dem Kind zu zeigen, dass man sich bei Uneinigkeiten eben Lösungen überlegen muss und dass sie noch lange kein Grund für persönliche Differenzen seien müssen.

Beispielsweise könnten die Erzieherinnen kurz mit dem Kind nach draußen gehen und nochmal gemeinsam fühlen, wie kalt es ist und wie wichtig eine Jacke ist.

Auf diese Weise ist nicht nur der Konflikt zwischen den Kolleginnen gelöst, gleichzeitig konnte das Kind beobachten, dass man immer seine Meinung sagen kann und dass man bei verschiedenen Meinungen eben nach Wegen und Möglichkeiten suchen muss.

Statt der häufig existierenden Meinungen, dass man vor Kindern nicht streiten sollte, profitieren diese sogar im Gegenteil davon, wenn sie Erwachsenen dabei zusehen können, wie sie ihre täglichen Konflikte lösen.

Es muss keine Harmonie vorgegeben werden, wo keine ist!

Im pädagogischen Alltag ist es also irrelevant, ob wir mit den Kindern und Jugendlichen sprechen, mit den Kolleg*innen oder auch mit uns selbst – wir sollten unsere Worte immer bewusst wählen, weil auch die kleinsten Kinder Aussagen aufsaugen wie Schwämme.

Das klingt erstmal anstrengend? Wenn man sich an ein paar kleine Regeln gewöhnt hat und ein paar Schritte kennengelernt hat, wird wirksame und wertschätzende Kommunikation so einfach wie Fahrradfahren

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