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Was hat Verantwortung mit der Gewaltfreien Kommunikation zu tun?

Eine ganze Menge! Und zwar vor allem, auf sich selbst und ins Innen zu schauen, statt auf Andere und ins Außen. Schauen wir uns das Ganze an einem Beispiel an:

Kathi hatte heute Zuhause einen nicht ganz so angenehmen Morgen, fährt deshalb relativ gestresst auf die Arbeit und kommt ein kleines Bisschen zu spät. Dort angekommen trifft sie ihre Kollegin Sila und wird von ihr mit den Worten begrüßt: „Kathi, da wartet jemand seit 10 Minuten auf dich.“ Kathi denkt „Ja okay, mach du mir auch noch Vorwürfe du blöder Kuh. Ihr könnt froh sein, dass ich heute überhaupt hier bin, bei dem Stress, den ich habe. Jetzt kann es ja nur ein mieser Tag werden bei der Begrüßung“.  Sie sagt „Ja Sila, das weiß ich, kannst du dich um deinen eigenen Kram kümmern?“ und geht wütend in ihr Gespräch.

Bereits an dieser aller ersten Stelle wird deutlich, wie unser eigener mentaler Zustand unsere Auffassung beeinflusst und wie er damit auch Auswirkungen auf unsere Beziehungen hat.

Kathi hat aus der absolut neutralen Aussage „Da wartet jemand seit 10 Minuten auf dich.“ einen Vorwurf herausgehört, der wohl daraus resultiert, dass sie sich selbst darüber ärgert, zu spät zu sein. Den Vorwurf macht sie sich also insgeheim selbst, kann das aber nicht so richtig erkennen, oder möchte es sich nicht eingestehen und denkt deshalb schlecht über Sila.  Verantwortung für das eigene Denken und Fühlen zu übernehmen, würde bereits an dieser Stelle bedeuten, dass Kathi beim Ankommen auf der Arbeit vermehrt bei sich ist, ihre Gefühle und ihre Laune erkennt und deshalb merkt, dass Sila sie möglicherweise freundlich auf etwas hingewiesen hat und dass sie sich lediglich selbst ärgert.  Doch warum macht sie das nicht? Warum schiebt sie die Schuld für den Vorwurf und den miesen Tag auf Sila? Weil sie sich andernfalls eingestehen müsste, dass sie heute nicht perfekt ist, dass der Tag nicht perfekt läuft und dass das mit ihr zu tun hat und nicht mit jemand anderem. Das bedeutet nicht, dass sie daran schuld ist, sondern einfach nur, dass auch niemand anderes dafür in die Verantwortung gezogen werden sollte.

In der Mittagspause treffen sich die Beiden draußen und Sila geht auf Kathi zu. Sie sagt: „Du weißt hoffentlich, dass das heute Morgen gar nicht ging, oder? Du kommst zu spät und maulst mich dann auch noch an. Super ätzend mal wieder.“ Auch dieser Satz hat ziemlich wenig mit gewaltfreier Kommunikation zu tun und vor allem zeugt auch er wieder vom Abgeben der Verantwortung. Insbesondere Verallgemeinerungen wie „Das geht gar nicht.“, „Das ist nicht in Ordnung“, etc. sorgen immer dafür, dass die Person, die diese Sätze sagt, sich selbst aus der Verantwortung zieht und die Ursache für die Tatsache, dass sie sich angegriffen oder ähnliches fühlt, auf eine allgemeingültige, externe Macht schiebt. „Das geht gar nicht“ würde bedeuten in keinem Fall der Welt geht das. Es wird vorausgesetzt, dass allen Menschen klar ist, dass dieses Verhalten nicht geht und deshalb auch allen Menschen klar ist, dass die Person, die sich so verhalten hat – hier Kathi – einen Fehler gemacht hat. 

Warum kann man das nicht so einfach sagen? Weil es nun mal keine allgemeingültigen Regeln gibt, was geht und in Ordnung ist und was nicht. Diese Einschätzung liegt immer bei der betreffenden Person.  Wenn Sila Verantwortung für ihre Gefühle übernehmen würde und das Verhalten von Kathi nicht als generell falsch abtun würde, würde sie evtl. sagen: „Mensch Kathi, ich habe mich heute Morgen echt angegriffen gefühlt und war total überrumpelt. Was war denn da los?“ Natürlich ist nicht mit Garantie zu sagen, dass der Konflikt so friedlicher gelöst wird, doch in jedem Fall erhöht sich die Chance dafür, denn Kathi weiß nun wie Sila sich gefühlt hat.  Ihr wird nicht vorgeworfen, sich auf eine Weise verhalten zu haben, von der ja alle Menschen wissen, dass das gar nicht geht, ihr wird nicht vorgeworfen, dass sie einen Fehlen gemacht hat, sie wird nichtmal kritisiert. Stattdessen wird ihr gesagt, dass eine Person sich angegriffen gefühlt hat.  Damit kann sie so viel mehr anfangen.

In der zwischenmenschlichen Interaktion und insbesondere in Konflikten wird so häufig vorausgesetzt, dass alle Menschen die gleiche Vorstellung von richtigem und angemessenem Verhalten haben. Dass es vollkommen klar ist, dass das Verhalten einer Person respektlos oder unverschämt, dass es unter der Gürtellinie war, oder verletzend. Genau so, dass es super freundlich, oder hilfsbereit war. Wir glauben oft, es sei doch logischer Menschenverstand, dass man mit anderen Menschen so und so umgeht. Doch das ist es nicht! Es liegt immer in unserer Verantwortung, anderen Menschen zu sagen, was uns beschäftigt, wie es uns geht, was wir fühlen und was wir brauchen.

Denn natürlich kann mein Mann auch von sich aus auf die Idee kommen, mir jeden Sonntag einen Blumenstrauß mitzubringen, doch wie soll er das wissen, wenn ich es ihm nicht sage? Wie kann ich mich darüber ärgern, wenn er das nicht macht, obwohl er nicht die geringste Idee davon hat, dass es mich freuen würde?

Verantwortung zu übernehmen bedeutet jederzeit zu schauen: Was geht gerade in mir vor? Was brauche ich und wie kann ich das kommunizieren? Natürlich bekomme ich deshalb nicht alles und natürlich werden dann nicht alle Konflikte vermieden, doch sie werden viel eher gelöst, weil eine gemeinsame Basis vorhanden ist. Mein Gegenüber weiß, wie es in mir aussieht und hat überhaupt erst die Möglichkeit, einfühlsam darauf zu reagieren. Viele Menschen wissen, dass es sich bei der GFK irgendwie um Ich-Botschaften handelt und genau hier ist der Grund dafür zu erkennen: Wenn ich aus meiner Perspektive, aus meinem Herzen spreche, mich öffne und mein Gegenüber dazu einlade, mich zu sehen und zu verstehen, mache ich so viel Platz für Beziehung. Und die Voraussetzung dafür heißt Verantwortung.

Hast Du Lust noch tiefer in das Thema einzusteigen und wirklich zu verstehen wie und warum die GFK Dein Leben verändern und Deine Beziehungen stärken kann?

Dann schau doch mal beim Konfliktlöser vorbei, meinem umfangreichen Online Kurs zur GFK, der Dir wirklich alle Hintergründe der Methode, der einzelnen Schritte und vor allem auch der Umsetzung näher bringt.

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